Chirurgische Therapie

von Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren

CHIRURGISCHE THERAPIE

Die operative Entfernung von krankhaften Gewebeveränderungen ist für viele Schilddrüsenerkrankungen die effektivste und beste Behandlung.

Vor einem chirurgischen Eingriff und im Laufe der Behandlung ergeben sich für Patienten viele Fragen.
Wir haben die häufigsten Sorgen und Anliegen für Sie zusammengefasst.


  • Wann ist eine Schilddrüsenoperation notwendig?

    Wann ist eine Schilddrüsenoperation notwendig?

    Die Notwendigkeit einer Schilddrüsenoperation ist in manchen Fällen eindeutig und dringlich, in anderen relativ und nicht so eilig. Ob und wie zügig eine Operation ansteht, darüber entscheiden die konkrete Art der Erkrankung, die Befundkonstellation und nicht zuletzt auch der Wunsch des Patienten selbst.
    Eine eindeutige (absolute) Operationspflicht besteht in der Regel bei jedem Verdacht auf eine bösartige Erkrankung. Eine Schilddrüsenoperation kann aber auch bei gutartigen Erkrankungen erforderlich oder wenigstens empfehlenswert sein.

    Mögliche Gründe für eine Schilddrüsenoperation:

    • Krebs und Krebsverdacht („suspekter Knoten“)
    • Schilddrüsenvergrößerung (Struma)
    • Drüsenwucherung (Adenom)
    • Hohlraumbildung (Zyste)
    • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
    • Morbus Basedow
    • Schilddrüsenentzündung

    Nicht selten bestehen gleichzeitig mehrere Gründe für eine Operation, wobei es jeweils unterschiedlich starke Argumente für oder gegen einen operativen Eingriff geben kann. Neben objektiven Faktoren (wie z.B. Einengung der Luftröhre, Ausdehnung der Schilddrüse in den Brustkorb), spielen auch subjektive Faktoren wie Beschwerden oder der Wunsch des Patienten nach zweifelsfreier feingeweblicher Klärung eine Rolle.

    Bei der Entscheidung pro oder kontra Operation sollten außerdem mögliche Behandlungsalternativen erörtert werden. Diese gibt es z.B. bei einer Überfunktion, die als Einzelbefund auch durch eine Radiojodtherapie oder eine rein medikamentöse Behandlung unter Kontrolle gebracht werden kann.

    Bei einer großen Struma hingegen ist ein operativer Eingriff eindeutig die erste Therapieempfehlung. Nur wenn gewichtige Gründe gegen eine Operation sprächen (z.B. ein zu hohes Operationsrisiko bei kranken Patienten) oder der Patient eine Operation ablehnt, wäre ein alternativer Verkleinerungsversuch mit Radiojod ratsam.

    Gute Gründe für eine Operation

    Die Operation ist die einzige Behandlung, bei der sich der gewünschte Effekt (z.B. Größenreduktion, Beseitigung der Hormonproduktion) unmittelbar einstellt. Bei der Schilddrüsenoperation können alle krankhaften Veränderungen (z.B. heiße, warme und kalte Knoten) gleichzeitig behandelt werden. Zudem ist bei der Operation eine individuelle und befundorientierte Behandlung möglich: von der sparsamen Teilentfernung eines Lappens bis zur kompletten Entfernung der Schilddrüse.

    Nur die mikroskopische Untersuchung des entnommenen Schilddrüsengewebes durch einen Pathologen lässt Gut- und Bösartigkeit zweifelsfrei unterscheiden. Im Sana-Krankenhaus Hürth haben wir festgestellt, dass bei jedem Zweiten unserer Patienten mit Schilddrüsenkrebs im Vorfeld kein Verdacht auf Bösartigkeit bestand. Der Krebs ist jeweils als Zufallsbefund bei der gewissenhaften Untersuchung der Operationspräparate festgestellt worden. Zufällig im Operationspräparat entdeckte so genannte versteckte Schilddrüsenkarzinome gelten in der Regel als geheilt – ein gewichtiges Argument für eine Operation.

  • Welche Risiken birgt eine OP?

    Welche Risiken birgt eine OP?

    Bei einem erfahrenen Operateur verläuft eine Schilddrüsenoperation in der Regel komplikationslos. Das allgemeine Operationsrisiko (für Lungenentzündungen, Thrombosen, Herzinfarkte etc.) ist minimal und die OP-Sterblichkeit geht gegen Null. Allgemeine Komplikationen treten in guten Kliniken in einer Gesamthäufigkeit von weniger als 5 Prozent auf.

    Wundheilungsstörung, Infektion

    Trotz aller Vorkehrungen und Fortschritte verbleibt auch bei einer Schilddrüsenoperation ein minimales Restrisiko für eine Entzündung oder gestörte Wundheilung. Dieses liegt jedoch unter 2 Prozent. Die meisten Infektionen heilen unter lokaler Behandlung rasch und folgenlos aus.

    Blutung, Bluterguss

    Auch kleinere Blutungen oder eine Blutergussbildung können nach einer Schilddrüsenoperation auftreten. Hierdurch kann es zu unangenehmen Druckgefühlen oder zu Problemen beim Atmen kommen. Solche Blutergüsse werden operativ durch den bereits bestehenden Hautschnitt entfernt. Lebensbedrohliche Blutungen sind sehr selten.

    Stimm- und Sprachstörungen

    Spezielle Risiken bei Schilddrüsenoperationen sind die Verletzung der kleinen Nebenschilddrüsen sowie Stimm- und Sprachstörungen: Durch die unmittelbare anatomische Nachbarschaft der Schilddrüse zum Kehlkopf und den Stimmbandnerven kann es bei der Operation zu verschiedenen Auswirkungen auf die Stimm- und Sprachbildung kommen.

    Operations- und narkosebedingte Schwellungen und Reizzustände im Halsbereich bilden sich meist innerhalb weniger Tage zurück.

    Bei der Schädigung eines Stimmbandnervs kommt es dagegen zu einer Lähmung des zugehörigen Stimmbandes (Recurrensparese). Ist nur eine Seite geschädigt, kann der Patient zwar sprechen und sich mitteilen. Die Stimme klingt jedoch meist heiser bis krächzend. Sind beide Stimmbänder gelähmt (sehr selten), kann zusätzlich Atemnot auftreten. In diesem Fall kann ein so genannter Luftröhrenschnitt (Tracheostoma) erforderlich sein.

    Operations- und narkosebedingte Schwellungen und Reizzustände im Halsbereich bilden sich meist innerhalb weniger Tage zurück.

    Bei der Schädigung eines Stimmbandnervs kommt es dagegen zu einer Lähmung des zugehörigen Stimmbandes (Recurrensparese). Ist nur eine Seite geschädigt, kann der Patient zwar sprechen und sich mitteilen. Die Stimme klingt jedoch meist heiser bis krächzend. Sind beide Stimmbänder gelähmt (sehr selten), kann zusätzlich Atemnot auftreten. In diesem Fall kann ein so genannter Luftröhrenschnitt (Tracheostoma) erforderlich sein.

    Je nach Schädigungsursache erholen sich die meisten Paresen wieder von selbst. Sollte es nicht zu einer vollständigen Wiederherstellung der Stimmqualität kommen, kann durch eine gute Stimm- und Sprachtherapie (Logopädie) in der Regel ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden.

    Das Risiko für eine Nervenverletzung hängt auch von den Operationsverhältnissen ab. Wiederholungs- und Krebsoperationen oder Eingriffe bei sehr großen Strumen gehen im Allgemeinen mit einer höheren Gefährdung einher. Trotzdem liegt das Verletzungsrisiko für den Stimmbandnerv bei exzellenten Operateuren im Durchschnitt nicht über 1 Prozent.

    Die Angst vor Stimm- und Sprachstörungen ist bei vielen Patienten groß, aber in der Hand versierter Chirurgen in der Regel unbegründet.

    Kalziummangel

    Auch die Nebenschilddrüsen liegen anatomisch sehr nahe an der Schilddrüse und können daher bei ausgedehnten Operationen unbeabsichtigt beschädigt oder entfernt werden.

    In den Nebenschilddrüsen wird Parathormon gebildet. Dieses Hormon steuert die Blutkonzentration von Kalzium, wodurch wiederum die Nerven- und Muskelfunktion sowie der Knochenstoffwechsel beeinflusst werden. Kommt es durch die OP zu einem Mangel an Parathormon (Hypoparathyreoidismus), fällt die Kalziumkonzentration im Blut ab. In Folge stellen sich Missempfindungen wie Kribbelgefühle oder Muskelkrämpfe ein, die medikamentös durch Calcium- und/oder Vitamin-D-Präparate behandelt werden.

    Das Risiko für diese Komplikation variiert je nach Operationsverfahren, liegt bei einem erfahrenen Schilddrüsenspezialisten jedoch bei allenfalls 1 Prozent.

  • Welche modernen Operationstechniken gibt es?

    Welche modernen Operationstechniken gibt es?

    Resektionsverfahren
    Je nachdem, wo und wie viel Schilddrüsengewebe entfernt bzw. belassen wird, unterscheidet man verschiedene Operationsarten (Resektionen). Diese reichen von der sparsamen Ausschälung eines Knotens bis zur kompletten Entfernung beider Schilddrüsenlappen.

    Die meisten Verfahren haben jeweils grundsätzliche Vor- und Nachteile. Das betrifft operationstechnische Aspekte, chirurgische Schwierigkeitsgrade, spezielle Komplikationen und nicht zuletzt auch die Spätresultate im Langzeitverlauf.

    Bei limitierten Operationen wird der krankhafte Befund entweder entlang seiner Kapsel (Enukleation) oder mit einem Saum von gesundem Schilddrüsengewebe (Keilexzision) aus der Schilddrüse entfernt. Wenn sich die kranke Veränderung nur auf die Gewebebrücke zwischen beiden Schilddrüsenlappen (Isthmus) beschränkt, wird unter Umständen auch nur diese Gewebebrücke entfernt (Isthmusresektion).


    ENUKLEATION: Bei der Enukleation wird der Schilddrüsenknoten entlang seiner Kapsel aus der Schilddrüse entfernt.


    KNOTENEXZISION: Bei der Knotenexzision wird krankhaftes Gewebe mit einem Saum von gesundem Gewebe herausgeschnitten.


    ISTHMUSRESEKTION: Ist nur die Gewebebrücke (Isthmus) zwischen den beiden Schilddrüsenlappen krankhaft verändert, wird in der Regel auch nur diese entfernt.

    Diese limitierten Verfahren kommen nur dann zum Einsatz, wenn es sich um einen isolierten krankhaften Befund in einer ansonsten gesunden Schilddrüse handelt. Diese Voraussetzung besteht meist nur bei kleineren Knoten oder Zysten. Je nach konkreter Lokalisation und Größe des Knotens kann in der Regel jedoch erst bei der Operation entschieden werden, ob eine limitierte Resektion sinnvoll ist. Häufig bestehen ohnehin mehrere krankhafte Veränderungen für sich oder in Kombination mit einer Vergrößerung der Schilddrüse. Dann muss jeweils auch mehr krankhaftes Schilddrüsengewebe entfernt werden.

    Je nachdem, wie viel Gewebe belassen werden kann, bezeichnet man diese Operationen als subtotale Lappenresektion (Schilddrüsenrest etwa 4 Gramm und weniger), Fast-totale Lappenresektion (Schilddrüsenrest 1 Gramm und weniger) oder komplette Lappenresektion (Hemithyreoidektomie, kein Rest auf der operierten Seite). Da es zwei Schilddrüsenlappen gibt und häufig auch beide Lappen erkrankt sind, können alle der genannten Resektionsverfahren entweder isoliert nur auf der einen Seite oder aber in allen möglichen Variationen auf beiden Lappenseiten kombiniert werden.


    SUBTOTALE LAPPENRESEKTION: Bei der subtotalen Lappenresektion beleibt ein Schilddrüsenrest von 1-4 Gramm zurück.


    FAST-TOTALE LAPPENRESEKTION: Bei der fast-totalen lappenresektion wird noch mehr krankhaftes Schilddrüsengewebe entfernt. Es bleibt weniger als 1 Gramm zurück.


    HEMITHYREOIDEKTOMIE: Bei der kompletten Lappenresektion (Hemithyreoidektomie) wird der befallene Schilddrüsenlappen vollständig entfernt.

    Minimal-invasive Operationsverfahren…
    Bei der herkömmlichen Operation erfolgt der Hautschnitt an der Vorderseite des Halses in den unteren Partien (Kocher`scher Kragenschnitt). Für den Hautschnitt wird nach Möglichkeit eine bereits bestehende oder sich andeutende Falte genutzt. Bei gut geplanter Schnittführung und ästhetischer Nahttechnik lassen sich hierdurch meist sehr gute kosmetische Ergebnisse erzielen. Um die Narben möglichst klein und unsichtbar zu halten, wurden in den letzten Jahren verschiedene minimal-invasive OP-Techniken entwickelt.

    MINIMAL INZISION THYREOIDEKTOMIE: Durch die Anwendung minimal-invasiver Operationstechniken sind Narben kaum noch sichtbar.

    …mit Schnitt am Hals:
    Zur Verbesserung des kosmetischen Resultates werden die Hautschnitte am Hals so kurz und knapp wie eben möglich gemacht. Mit Spezialinstrumenten wird die Schilddrüse entweder unter direkter Sicht (z.B. MIT, Minimal Inzison Thyreoidektomie) oder über eine Miniaturkamera (MIVAT, Minimal Invasive Video Assistierte Thyreoidektomie) dargestellt und operiert.

    …ohne Schnitt am Hals:

    Bei anderen minimal-invasiven Operationsverfahren liegen die Schnitte nicht in den sichtbaren Halspartien. Bei der ABBA-Methode (axillo-bilateral-breast approach) zum Beispiel erfolgen zwei Schnitte am Rand der rechten und linken Brustwarze sowie in der rechten oder linken Achselhöhle. Die Operationsinstrumente und die Kamera werden unter der Haut zur Schilddrüse geführt. Da das Operationspräparat über einen dieser Zugänge entfernt werden muss, ist diese Methode nur für wenige und sehr kleine Schilddrüsenveränderungen geeignet.

    Andere Verfahren – vom behaarten Nacken aus oder durch den Mund – befinden sich zurzeit in der Erprobungsphase. Noch ist unklar, ob sie dem Patienten einen Vorteil bringen und sich durchsetzen werden.


    Mikrochirurgische Techniken

    LUEPENBRILLE UND OPERATIONSMIKROSKOP: Eine spezielle Lupenbrille kann das Operationsfeld vergrößern und empfindliche, leicht verletzliche Strukturen für den Operateur sichtbarer darstellen.

    Ein zentrales Anliegen der modernen Schilddrüsenchirurgie ist die größtmögliche Schonung verletzlicher Strukturen, wie der feinen Stimmbandnerven oder der kleinen Nebenschilddrüsen. Diese Strukturen können durch Hilfsmittel optisch vergrößert und auf diese Weise besser erkannt und geschützt werden. Zur Vergrößerung gibt es Lupenbrillen in verschiedenen Vergrößerungsstufen und Operationsmikroskope.

    Kommen zudem sehr feine Operationsinstrumente zum Einsatz, können wichtige Teile des chirurgischen Eingriffs in mikrochirurgischer Operationstechnik erfolgen. Das ist hilfreich, wenn z.B. ein Stimmbandnerv behutsam aus Verwachsungen und Knoten oder ihn umgebenden Tumoren herausgelöst werden muss.


    Intraoperatives Neuromonitoring
    Eine zusätzliche Hilfe zur Schonung von Nerven ermöglicht das intraoperative Neuromonitoring. Dabei wird nach dem Prinzip „Stimulation und Reizantwort“ verfahren. Über eine feine Sonde kann der Operateur während des Eingriffs regelmäßig minimale Stromstöße abgeben. Handelt es sich bei der gereizten Struktur um den Stimmbandnerv und ist dieser intakt, leitet der Nerv den Impuls seiner Aufgabe entsprechend an den zuständigen Kehlkopfmuskel weiter und es kommt zu einer Öffnung des Stimmbandes.
    Dies wird heute in der Regel über einen speziellen Beatmungstubus kontrolliert. Der Tubus ist ein Silikonschlauch, der bei jeder Vollnarkose zur Beatmung des Patienten zwischen seinen Stimmbändern hindurch in die Luftröhre eingeführt wird. Für das Neuromonitoring sind auf Höhe der Stimmbänder feine Elektroden eingearbeitet. So kann sich der Arzt zu jedem Zeitpunkt von der Funktionsfähigkeit des Regelkreises überzeugen und die Operationstaktik anpassen.
    Die Technik wird an vielen Krankenhäusern bereits routinemäßig eingesetzt. Allerdings ist das Neuromonitoring eine sehr sensible und auch störanfällige Methode. Und gibt keine 100-prozentige Genauigkeit.

    INTRAOPERATIVES NEUROMONITORING: Beim intraoperativen Neuromonitoring stimuliert der Operateur den Stimmbandnerv. Die Reizantwort kann auf einem Monitor dargestellt werden.


    Schonung der Nebenschilddrüsen

    Neben den zarten Stimmbandnerven gilt die Aufmerksamkeit des Operateurs darüber hinaus den kleinen Nebenschilddrüsen. Manchmal haben sie keine eigenständige Blutversorgung, sondern werden von Blutgefäßen der Schilddrüse versorgt. Dann kann es nach dem Entfernen des Organs zu einer Minderdurchblutung der Nebenschilddrüsen kommen. Durch die Möglichkeit der intraoperativen Parathormonbestimmung kann ein Hormonabfall bereits während der Operation erkannt oder ausgeschlossen werden.

    Die Funktionstüchtigkeit einer schlecht durchbluteten Nebenschilddrüse kann durch eine Auto-Replantation gerettet werden. Dazu wird eine solche Nebenschilddrüse zunächst entfernt, in viele Gewebestücke zerkleinert und in eine gut durchblutende Muskeltasche im Operationsgebiet wieder eingepflanzt. Es ist auch möglich, das Nebenschilddrüsengewebe bei großer Kälte einzufrieren und zu einem späteren Zeitpunkt wieder einzupflanzen. Ist dies erfolgreich, wird auch an der neuen Stelle Parathormon gebildet.

  • Wie werden gutartige Schilddrüsenerkrankungen operiert?

    Wie werden gutartige Schilddrüsenerkrankungen operiert?

    Durch den chirurgischen Eingriff sollen alle krankhaften Veränderungen der Schilddrüse sicher und zuverlässig entfernt werden. Denn auch bei gutartigen Erkrankungen gibt es ein Rückfallrisiko. Bei der reinen Knotenausschälung gab es im Langzeitverlauf statistisch gesehen bis zu 40 Prozent Wiederholungseingriffe. Um Wiederholungsoperationen zu vermeiden, wird deshalb bei vielen Erkrankungen eher mehr als zu wenig Gewebe entnommen. Dies gilt insbesondere bei Erkrankungen, die meist die gesamte Schilddrüse betreffen, z.B. Morbus Basedow, Struma multinodosa.

    In der Regel wird erst während der Operation definitiv entschieden, ob und wie viel Gewebe entfernt werden muss. Denn manchmal werden hierbei mehr krankhafte Veränderungen festgestellt, als vor der Operation vermutet wurden. Dann sollte das Verfahren entsprechend angepasst werden. Die grundsätzliche Strategie und die möglichen Abweichungen werden vor der Operation mit dem Patienten abgestimmt.

    Operationsverfahren

    Bei der Operation gutartiger Veränderungen kommen grundsätzlich alle klassischen Operationsverfahren zum Einsatz. Wenn nur ein Schilddrüsenlappen erkrankt und der andere gesund ist, erfolgt in der Regel nur eine einseitige Operation. Dann sollte der erkrankte Lappen am besten komplett entfernt werden (Hemithyreoidektomie). Das hat den Vorteil, dass diese Seite dauerhaft geheilt ist und an diesen Stimmbandnerven und Nebenschilddrüsen nie wieder operiert werden muss. Der verbliebene Schilddrüsenlappen kann die komplette Funktion der Schilddrüse nach einer gewissen Anpassungszeit übernehmen.


    HEMITHYREOIDEKTOMIE: Bei der kompletten Lappenresektion wird nur der erkrankte Lappen entfernt.


    BEIDSEITS SUBTOTALE RESEKTION: Bei der subtotalen Schilddrüsenentfernung verbleiben auf beiden Seiten Reste von jeweils 1-4 Gramm.

    Häufig bestehen allerdings in beiden Schilddrüsenlappen krankhafte Veränderungen. Diese werden nach Möglichkeit gleichzeitig entfernt. Je nach Befund und Wunsch des Patienten werden dabei auf einer oder beiden Seiten mehr oder weniger große Schilddrüsenreste belassen oder die Schilddrüse komplett entfernt.

    Bei der Entscheidung spielen auch operationstaktische Gesichtspunkte eine Rolle. Zur Vermeidung von Risiken und Komplikationen kann es in bestimmten Situationen sinnvoll sein, dass z.B. in der Nähe der Nebenschilddrüsen oder des Stimmbandnervs kein radikaler Eingriff erzwungen wird. Vergleichbares gilt auch, wenn z.B. nach der Operation am ersten Schilddrüsenlappen nicht klar ist, ob der Stimmbandnerv noch richtig funktioniert. Um das andere Stimmband nicht zusätzlich zu gefährden und eine beidseitige Stimmbandlähmung zu vermeiden, wird auf der anderen Seite vorerst gar nicht oder nur defensiv operiert.


    OP NACH DUNHILL: Bei der "Operation nach Dunhill" erfolgt die komplette Entfernung des einen und die subtotale Resektion des anderen Lappens mit einem Geweberest von 1-4 Gramm.


    FAST-TOTALE THYREOIDEKTOMIE: Bei der fast-totalen Schilddrüsenentfernung bleibt auf einer oder beiden Seiten ein Geweberest von insgesamt weniger als 2 Gramm.


    TOTALE THYREOIDEKTOMIE: Wie der Name schon sagt, verbleibt bei der totalen Schilddrüsenentfernung (Thyreoidektomie) kein Schilddrüsenrest.

  • Wie werden bösartige Schilddrüsenerkrankungen operiert?

    Wie werden bösartige Schilddrüsenerkrankungen operiert?


    Vorweg sei gesagt: Schilddrüsenkrebs ist selten. Weniger als ein Prozent aller Schilddrüsenknoten erweisen sich als bösartig. Bei Schilddrüsenkrebs ist die komplette chirurgische Entfernung die wichtigste Voraussetzung für eine dauerhafte Heilung.

    Bis auf wenige Ausnahmen (isolierte papilläre oder follikuläre Frühkarzinome) besteht eine radikale Krebsoperation aus der kompletten Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie) in Kombination mit einer systematischen Ausräumung der Lymphabflusswege (Lymphadenektomie). Eine solche Krebsoperation wird nur durchgeführt, wenn keine Zweifel an der Bösartigkeit des Tumors bestehen.

    Die Ausdehnung der Lymphknotenausräumung hängt vom konkreten Tumortyp, dem Ausbreitungsstadium und dem intraoperativen Befund ab. In der Regel werden zumindest die zentralen Lymphdrüsenstationen um beide Schilddrüsenlappen entfernt. In einem Gebiet, das unten vom Brustbein und oben vom Zungenbein, seitlich von der rechten und linken Halsschlagader begrenzt wird, nimmt der Operateur um den Kehlkopf, die Luft- und die Speiseröhre herum alles lymphatische Gewebe heraus.

    Manchmal müssen auch die Lymphknoten in den seitlichen Halspartien (laterales Kompartiment) oder im oberen Brustkorb unter dem Brustbein (mediastinales Kompartiment) ausgeräumt werden. Die Lymphadenektomie ist ein aufwändiger operativer Eingriff, der nur von sehr erfahrenen Operateuren durchgeführt werden sollte. Denn einerseits müssen die Lymphknoten mit möglichen Tumorabsiedelungen komplett entfernt werden, andererseits müssen wichtige Strukturen wie Nerven, Gefäße und Halsorgane geschont werden. Früher waren dazu relativ große Schnitte erforderlich. Bei entsprechender Erfahrung und Technik kann eine systematische Lymphadenektomie heute über einen recht kleinen Hautschnitt erfolgen, der nicht wesentlich größer ist als bei einer normalen Schilddrüsenoperation.


    VORHER - SCHILDDRÜSENKREBS MIT BENACHBARTEN LYMPHKNOTEN: Bei einem bösartigen Tumor können auch die benachbarten Lymphknoten befallen sein.


    NACHHER - ZUSTAND NACH RADIKALER KREBS-OP: Die radikale Krebsoperation besteht in den meisten Fällen aus einer kompletten Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie) und der benachbarten Lymphknoten (Lymphadenektomie).

    Weiterführende Informationen zum Thema "Differenzierte Schilddrüsenkarzinome" finden Sie im Fachaufsatz von Prof.Dr. Markus Dietlein, Universitätsklinikum Köln

  • Wie ist das Vorgehen bei Krebsverdacht?

    Wie ist das Vorgehen bei Krebsverdacht?

    Die Schwierigkeit besteht zunächst einmal im rechtzeitigen Erkennen eines Schilddrüsenkrebses. Das hat verschiedene schilddrüsentypische Gründe: Manchmal kommt es bei der Unterscheidung zwischen gut- und bösartig auf kleinste Details des Knotenwachstums an. Manchmal handelt es sich um sehr kleine versteckte Krebse. Und manchmal bestehen gleichzeitig sehr viele verschiedene Knoten nebeneinander.
    Daher können auch Spezialisten häufig nur einen Verdacht formulieren, ob ein Knoten gut- oder bösartig ist. Verdächtige Knoten werden als malignomsuspekt bezeichnet. Eine definitive Diagnose bringen erst der operative Eingriff und die feingewebliche Analyse durch einen Facharzt für Pathologie. Hier gibt es zwei Schritte:

    • „Intraoperativer Schnellschnitt“:
      Dabei handelt es sich um einen pathologischen Schnellbefund, der erstellt wird, während der Patient in Narkose bleibt. Ein solcher Schnellschnitt kann aus methodischen und zeitlichen Gründen nicht immer alle Fragen beantworten. Wird dabei jedoch unwiderruflich Krebs festgestellt, erfolgt bei Bedarf sofort die erforderliche Krebsoperation (einzeitige Thyreoidektomie und Lymphadenektomie). Bestehen Zweifel oder liegen zunächst keine Anhaltspunkte für Bösartigkeit vor, wird die Operation an dieser Stelle beendet und die Gewebeprobe vom Pathologen genauer untersucht.

    • Definitive Paraffinpathologie:
      Durch moderne pathologische Untersuchungstechniken können heute auch kleinste Krebse festgestellt und unklare Gewebebefunde eindeutig geklärt werden. Je nach Größe der Präparate und Anzahl der Knoten benötigen diese Analysen jedoch Zeit. Es kann daher sein, dass ein definitiver Befund erst einige Tage nach der Operation vorliegt und sich der Patient bei einer Krebsdiagnose dann einer erneuten Operation unterziehen muss (zweizeitige Thyreoidektomie und Lymphadenektomie).

    Weiterführende Informationen zum Thema "Differenzierte Schilddrüsenkarzinome" finden Sie im Fachaufsatz von Prof.Dr. Markus Dietlein, Universitätsklinikum Köln

  • Operation: Ablauf und Nachsorge

    Operation: Ablauf und Nachsorge

    Patienten, die sich vorab mit dem Thema Schilddrüsenoperation beschäftigen, sind besser informiert. Sie wissen, was auf sie zukommt, können bei der Behandlung mitentscheiden und die Heilung positiv unterstützen.

    Wie sieht die Operationsvorbereitung aus?

    In den meisten guten Kliniken sind die Abläufe rund um eine Schilddrüsenoperation grundsätzlich vergleichbar. Im Detail gibt es natürlich Unterschiede und Besonderheiten zwischen verschiedenen Chirurgen und Kliniken. Um dem Besucher unserer Homepage eine möglichst konkrete Vorstellung davon zu vermitteln, was ihn erwartet, seien im Folgenden die Abläufe im Sana-Krankenhaus Hürth beispielhaft dargestellt.
    Die definitive Entscheidung für eine Schilddrüsenoperation und die Auswahl des richtigen Operationsverfahrens erfordern eine Reihe an Voruntersuchungen. Diese werden in der Regel ambulant durchgeführt.

    Zur Beurteilung der Schilddrüse und zur Planung der Operation sind wichtig:

    • die Bestimmung der Schilddrüsenwerte im Blut
    • eine Ultraschalluntersuchung
    • eine Szintigrafie der Schilddrüse
    • eine Funktionskontrolle der Stimmbänder durch einen HNO-Arzt

    Zur Beurteilung der Operations- und Narkosefähigkeit werden benötigt:

    • eine Laboruntersuchung des Blutes
    • manchmal ein EKG
    • evtl. eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbes

    Die meisten Patienten werden schon mit den entsprechenden Untersuchungsbefunden von ihrem Hausarzt, Nuklearmediziner oder Endokrinologen zur ambulanten Sprechstunde überwiesen. Dort können Chirurgen und Anästhesisten die Operation und Narkose soweit vorbereiten, dass der Patient erst wieder am geplanten OP-Termin ins Krankenhaus kommt.

  • Was geschieht am Operationstag?

    Was geschieht am Operationstag?

    Vor dem Eingriff
    Eine Schilddrüsenoperation wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt. Am Tag der Operation darf vor dem Eingriff deshalb nichts gegessen, getrunken und auch nicht geraucht werden. Für die Operation zieht der Patient spezielle OP-Kleidung an. Auf der Pflegestation erhält er bereits verschiedene Medikamente zur Narkosevorbereitung und Beruhigung (Prämedikation). Schließlich wird er in seinem Bett vom Pflegepersonal in die OP-Abteilung gefahren.

    Bei der Operation
    Während der Operation wird an einem Arm eine Infusion (Tropf) angelegt. In die Operationswunde am Hals werden manchmal ein oder zwei dünne Katheter (Drainagen) zum Ableiten von Blut und Wundflüssigkeit eingelegt, die mit kleinen Ablaufbehältern verbunden sind. Um zusätzliche Narben zu vermeiden, werden eventuelle Drainagen im Sana-Krankenhaus Hürth direkt aus der Wunde und nicht gesondert an einer anderen Stelle aus der Haut ausgeleitet und möglichst früh auch wieder entfernt.
    Am Ende der Operation wird die Wunde verschlossen. Im Sana-Krankenhaus Hürth wird dazu eine so genannte Intrakutannaht verwendet. Bei dieser speziellen Technik wird die Naht an der einen Seite der Wunde eingestochen, unsichtbar in der Haut geführt und am anderen Ende wieder ausgestochen. So wird für die ganze Naht nur ein einziger Faden benötigt. Zusätzlich werden die Wundränder durch spezielle bräunliche Klammerpflaster optimal adaptiert. Die Pflaster schützen gleichzeitig vor Infektionen und Verschmutzung. Darüber werden noch eine Mullkompresse und ein steriles, weißes Wundpflaster geklebt.

    Nach dem Eingriff

    Wenn keine Besonderheiten bestehen, wird der Patient nach der Operation vom Pflegepersonal aus der OP-Abteilung in seinem Bett abgeholt und auf ein Stationszimmer gebracht. Gegen Wundschmerzen und Schwellungen erhält der Patient routinemäßig entsprechende Medikamente, so dass keine wesentlichen Schmerzen zu erwarten sind. Falls diese Therapie im Einzelfall nicht ausreichend sein sollte, können stärkere Medikamente verabreicht werden.
    Bei glattem Verlauf können die Patienten bereits wenige Stunden nach der Operation wieder trinken, essen, in Begleitung einer Krankenpflegeperson aufstehen und die Toilette benutzen.

  • Wie laufen die Tage nach der OP ab?

    Wie laufen die Tage nach der OP ab?

    Das Ziel der weiteren Behandlung ist, die körperliche und seelische Befindlichkeit des Patienten möglichst rasch wiederherzustellen. Dazu dient das so genannte Fast-Track-Konzept, das unmittelbar nach der Operation beginnt. Hierzu gehören u.a. eine optimierte Schmerztherapie, die frühzeitige Mobilisation, eine baldige Nahrungszufuhr und der möglichst frühe Verzicht auf Infusionen, Katheter und Drainagen.
    Nach Eingriffen an der Schilddrüse kommt im Sana-Krankenhaus Hürth zusätzlich eine speziell konzipierte Kälte-, Atem- und Inhalationsbehandlung zum Einsatz. Bei Verspannungen sind Fango-Packungen und Krankengymnastik sinnvoll. Der erste Verbandswechsel erfolgt am Morgen nach der Operation. Bei glattem Verlauf werden hierbei auch eventuelle Drainagen sowie sonstige Schläuche und Infusionen entfernt. Schilddrüsenpatienten sind dann nur noch an ihrem frischen Pflaster zu erkennen.

    Bereits am ersten Tag nach der OP darf der Patient auch kurz duschen. Die Patienten dürfen sich ab dem ersten Tag frei auf der Station und im Krankenhaus bewegen. Wenn keine Komplikationen auftreten und die Wunde gut heilt, können die meisten Patienten bereits zwei bis vier Tage nach der Operation entlassen werden. Jeder Patient erhält seinen individuellen Schilddrüsen-Pass, in dem alle wichtigen Informationen zur Operation und die Empfehlungen zur Nachbehandlung dokumentiert sind.

  • Was ist bei der Nachbehandlung zu beachten?

    Was ist bei der Nachbehandlung zu beachten?

    Wundheilung und Fadenziehen
    Bei regelgerechtem Heilverlauf werden die Klammerpflaster und der Hautfaden im Sana-Krankenhaus Hürth genau sieben Tage nach der Operation entfernt. Bei der Intrakutannaht ist das völlig schmerzfrei. Der Faden kann sowohl beim Hausarzt als auch in der Krankenhausambulanz gezogen werden. Da die feingewebliche Begutachtung der Operationspräparate manchmal ein wenig Zeit erfordert und der definitive Befund bei Entlassung des Patienten meist noch nicht vorliegt, kommen viele Patienten zum Fadenziehen gern in die Spezialsprechstunde. In einem Abschlussgespräch können auch noch bestehende Fragen geklärt und das weitere Vorgehen abgestimmt werden.
    Zum Zeitpunkt der Fadenentfernung können manchmal noch Schwellungen, Verhärtungen oder Blutergüsse im Narbenbereich bestehen. Diese bilden sich meist von selbst komplett zurück. Auch die sichtbare Narbe wird sich in den folgenden Wochen noch verändern: Im Endzustand sollte sie nur noch fein, hell und ganz weich sein.

    Bis das optimale Resultat erreicht ist, müssen Patienten manchmal ein Quäntchen Geduld aufbringen. Je nach Konstitution und Veranlagung kann das Verblassen der Operationsnarbe ein paar Wochen bis Monate dauern. Ein günstiges kosmetisches Resultat kann durch eine gute Narbenpflege unterstützt werden. Hierzu gibt es im Sana-Krankenhaus Hürth eine eigene Narbensalbe und Pflegeanleitung.

    Nachbehandlung bei gutartigen Erkrankungen
    Da bei jedem operativen Eingriff mehr oder weniger viel Schilddrüsengewebe entfernt wird, hat dies auch einen Einfluss auf das hormonelle Gleichgewicht. Grundsätzlich gilt: Je mehr Schilddrüsengewebe entfernt wird, desto ausgeprägter ist der Abfall des Hormonspiegels. Je weniger Gewebe entnommen wird, desto geringer ist zwar die hormonelle Veränderung, allerdings ist das Risiko für eine erneute Knotenbildung oder Vergrößerung umso höher.
    Ziele der Nachsorge bei gutartigen Erkrankungen sind daher die optimale (medikamentöse) Einstellung der Schilddrüsenhormone und die bestmögliche Vorbeugung von Krankheitsrückfällen (Rezidivprophylaxe). Die Art der medikamentösen Nachbehandlung richtet sich nach der Grunderkrankung und Größe des Schilddrüsenrestes. Wenn bei der Operation kein Schilddrüsengewebe belassen wird, erfolgt eine Hormonersatztherapie mit Thyroxin.

    Wenn ein Rest bis etwa 6 Gramm funktionstüchtiges Schilddrüsengewebe belassen wird, würde es trotz des Restes ohne eine medikamentöse Hormongabe zu einer Unterfunktion kommen, sodass diesen Patienten frühzeitig Thyroxin und Jod verschrieben wird. Wird mehr als etwa 6 Gramm funktionstüchtiges Schilddrüsengewebe im Körper belassen, kann bei ausreichender Eigenproduktion auf eine Hormongabe verzichtet werden. Zur Rezidivprophylaxe erhalten solche Patienten in der Regel nur Jod-Tabletten.

    Nachbehandlung bei bösartigen Erkrankungen
    Nach Vorliegen aller Befunde wird gemeinsam mit dem Patienten entschieden, ob und welche weiteren Krebsbehandlungen nach der Operation erforderlich sind. Im SchilddrüsenZentrum Köln erfolgt die Abstimmung und Koordination mit den entsprechenden Experten unter Einbindung des Hausarztes. Eine gute Nachsorge dient der Überwachung der Tumorfreiheit und der optimalen Einstellung mit Schilddrüsenhormonen.
    Eine klassische Strahlen- oder Chemotherapie wird nur sehr selten eingesetzt. Am häufigsten erfolgt eine Radiojodtherapie. Diese wird je nach Tumorstadium bei papillären und follikulären Schilddrüsenkrebsen durchgeführt. Umfang und Intensität der Nachsorge unterscheiden sich bei den einzelnen Tumorarten und -stadien erheblich und sollten bei den meisten Krebsen zumindest in der ersten Zeit in der Hand eines Spezialisten bleiben. Die Prognose bei Schilddrüsenkrebs hängt ganz wesentlich vom Typ und Ausbreitungsstadium des Tumors sowie der Qualität der chirurgischen Therapie ab.

    Im Allgemeinen sind die Heilungsaussichten vor allem bei den häufigen Krebstypen sehr gut. Die Diagnose Krebs ist für die meisten Patienten jedoch erst einmal ein Schock. Sie führt zu Verunsicherung und Angst. Denn an Krebs erkrankt nicht nur der Körper. Auch die Seele gerät aus dem Gleichgewicht. Deshalb ist es wichtig, möglichst offen über die Erkrankung zu sprechen. Erfahrungsgemäß kann der Austausch mit anderen Betroffenen ebenso wie eine professionelle psychosoziale Begleitung sehr hilfreich sein. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Selbsthilfegruppen für Patienten mit Schilddrüsenkrebs, in denen Betroffene rasch und persönlich Hilfe finden können.

  • Was macht man bei operationsbedingten Komplikationen?

    Was macht man bei operationsbedingten Komplikationen?

    Stimm- und Sprachstörungen
    Kommt es nach der Schilddrüsen-Operation nicht zu einer kompletten Wiederherstellung der Stimm- und Sprachqualität, spricht man von einer postoperativen Stimmstörung. Dann klingt die Stimme zum Beispiel heiser, leise oder tonlos. Manchmal treten auch zusätzliche Beschwerden wie vermehrte Sprechanstrengung, Räusperzwang oder ein Fremdkörpergefühl auf.
    Zum frühzeitigen Erkennen und Behandeln von Stimm- und Sprachstörungen sollte möglichst rasch eine Kontrolle durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt erfolgen. Dieser überprüft die Funktionsfähigkeit und Beweglichkeit der Stimmbänder und leitet bei Bedarf die richtige Therapie ein.
    Bei Stimmbandlähmungen erfolgt zunächst eine intensive logopädische Behandlung. Kommt es nicht zur Erholung der Stimmbandfunktion oder ist der Patient mit dem Resultat nicht zufrieden, können verschiedene operative Korrektureingriffe am Kehlkopf oder den Stimmbändern zum Einsatz kommen.

    Kalziummangel
    Bei jeder Operation an der Schilddrüse kann die Funktion der Nebenschilddrüsen beeinträchtigt werden. In Folge kann es zu einem Abfall der Kalziumkonzentration im Blut kommen (Hypoparathyreoidismus). Daher wird dieser Wert nach jeder Schilddrüsenoperation überprüft. Ist er niedrig, sollte auch der Parathormonspiegel kontrolliert werden.
    Insgesamt haben die Nebenschilddrüsen ein enormes Erholungspotential. Unter günstigen Bedingungen kann sogar eine einzige gut funktionierende Nebenschilddrüse nach einer gewissen Anpassungszeit eine ausreichende Hormonproduktion sicherstellen. Dies kann jedoch einige Wochen bis Monate dauern.
    Bis zur Normalisierung der Parathormonproduktion wird den betroffenen Patienten ein Kalziumpräparat und zusätzlich oft auch Vitamin-D verschrieben. Es ist wichtig, das verbliebene Nebenschilddrüsengewebe zur Hormonproduktion anzuregen. Dazu muss die Kalzium- und nachfolgend die Vitamin-D-Dosis schrittweise reduziert werden. Im Verlauf zeigt sich dann, ob die Eigenproduktion wieder ausreichend funktioniert.